Ashtanga Yoga ist wohl die ursprünglichste aller uns bekannten Hatha Yoga Varianten. Dieses Übungssystem war in Indien lange Zeit nahezu in Vergessenheit geraten. Anfang des des 20. Jahrhunderts entdeckte Sri Tirumalai Krishnamacharya, ein indischer Gelehrten und Yogalehrer mit außerordentlichem Yogawissen, in einer Bibliothek in Kalkutta (heute Kolkata) zufällig ein Manuskript der Yoga Korunta. Beim Studieren dieser Schrift erkannte er sofort die Bedeutung des darin beschriebenen Yoga Systems und lehrte fortan ausschließlich danach. Über Sri K. Pattabhi Jois, einem der frühen und bedeutenden Schüler Krishnamacharyas, fand Ashtanga Yoga dann in den 1970er-Jahren seine Verbreitung in unserer westlichen Welt.

prasarita padottanasana dAshtanga Yoga besteht aus drei aufeinander aufbauenden Übungsserien, die wahrscheinlich die körperlich fordernste Art von Yoga darstellen. Gleichwohl kennt er keine Beschränkung durch das Alter. Das Übungssystem ist durch individuelle Anpassungsmöglichkeiten gleichermaßen für jung und alt geeignet. Der menschlische Körper verliert seine Stabilität und Beweglichkeit nämlich nicht, weil er altert, sondern weil man sich nicht ausreichend um seine Bedürfnisse kümmert.

 

Merkmale des Ashtanga Yoga

vinyasa

Ashtanga Yoga ist ein sehr anspruchsvoller und dynamischer Yoga. Es wird eine immer gleiche Reihenfolge von asanas (Körperstellungen) geübt, die durch vinyasa, einem fortwährenden Bewegungsfluss, miteinander verbunden sind. Im Laufe der Zeit werden so Kraft, Kondition und Dehnung verbessert, so dass nach und nach immer mehr Haltungen in die Praxis eingebaut werden können.

ujjayi-Atmung

Ein weiteres wichtiges Element in der Ashtanga Yoga Praxis ist die Atmung. Der gesamte Bewegungsablauf ist eng mit einem festgelegten Atemrhythmus verbunden, und die einzelnen asanas werden bis auf wenige Ausnahmen immer für 5 Atemzüge gehalten. Die Atmung selbst, ujjayi-Atmung genannt, ist dabei gleichmäßig, tief und konzentriert und erfolgt durch die verengte Stimmritze. Das bewirkt eine Erwärmung der Atemluft und erhöht das Lungenvolumen.

bandhas

Ein essentielles Instrument im Ashtanga Yoga sind die bandhas, Schlösser oder Verschlüsse, die durch Muskelkontraktionen gesetzt werden. In der Körperarbeit benutzt man davon zwei: mula bandha, eine Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur, und uddiyana bandha, bei dem der untere Bauch eingezogen wird. Gemeinsam gehalten stützen sie die Bauchorgane ab, so dass diese bei der Einatmung nicht mehr durch die Kontraktion des Zwerchfells nach unten oder vorne weggedrückt werden können. Stattdessen wird nun der Brustkorb angehoben, wodurch wiederum Länge in der Wirbelsäule und somit Platz für Bewegung entsteht.